buddhistische Kunst

buddhistische Kunst
buddhịstische Kunst,
 
die durch den Buddhismus geprägte Kunst. Sie bildet keine stilistische Einheit, entwickelte aber bestimmte Architektur- und Kunstformen, die sich in allen Ländern wieder finden, in denen sich der Buddhismus verbreitete.
 
 
Die buddhistische Kunst entstand in Indien im 3./2. Jahrhundert v. Chr. und blieb dort bis zum Versiegen des Buddhismus im 12./13. Jahrhundert bestimmend. Sie ist stilistisch in die jeweiligen regionalen und zeitlichen Strömungen der indischen Kunst eingebettet und gliedert sich inhaltlich gemäß den drei großen buddhistischen Richtungen in 1) die Kunst des Hinayana, in der die typischen buddhistischen Bauformen Stupa, Caityahalle und Vihara entstanden, 2) die Kunst des Mahayana seit dem 1./2. Jahrhundert, die das menschliche Buddhabild (seither auch im Hinayana), die Bodhisattvas und Tathagatas hervorbrachte, und 3) die Kunst des tantrischen Vajrayana seit etwa dem 7. Jahrhundert mit einer Vielzahl magisch verwurzelter Götter und deren Shaktis, Lehrern und esoterischen Buddhas, deren höchste Form in der Darstellung des Urbuddha (Adibuddha) gefunden wurde. Die wichtigsten Zeugnisse der ersten Phase sind die Werke in den Orten Bharhut und Sanchi sowie den Felsenklöstern von Bhaja und Karla; die zweite Phase wurde eingeleitet durch die Kunstschulen von Mathura, Gandhara und Andhra (Amaravati) und weitergeführt in Sarnath, den Felsenklöstern Ajanta und Elura sowie in Nalanda; Zentren der tantrischen buddhistischen Kunst entstanden unter der Paladynastie in Bihar (so bei Nalanda) und in Bengalen, ebenso in Kaschmir, von wo die durch den Buddhismus geprägte Kunst nach Nepal und Tibet vordrang.
 
 
Besonders Java und Bali, Sumatra und Celebes (Sulawesi) kamen um Christi Geburt mit buddhistischen Strömungen aus Indien in Berührung. Zu den frühesten künstlerischen Zeugnissen gehören Steinplastiken und Bronzestatuen. Vieles spricht dafür, dass die Figuren nicht importiert, sondern an Ort und Stelle gearbeitet wurden. Etwa zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert war besonders Java unter dem Einfluss des Mahayana, wie die Stein- und Bronzeskulpturen in den Tempelbauten von Borobudur, Mendut, Pawon und Sari (um 750-900) bezeugen. Im 13. Jahrhundert erlebte die Kunst des Buddhismus eine erneute Blüte als Ausdruck des spezifisch javanischen Synkretismus zwischen tantrischem Shivaismus und Vajrayana, was z. B. der Candi Jago, besonders aber Kultbronzen belegen. Seit der Mitte dieses Jahrtausends ist die buddhistische Kunst aus Java verschwunden.
 
 
wurde zwar schon im 3. Jahrhundert v. Chr. buddhistisch missioniert, die ältesten erhaltenen Skulpturen stammen jedoch (vermutlich) aus dem 9. Jahrhundert. Die Kultbronzen und Steinskulpturen, v. a. den Buddha darstellend, zeigen stilistische Einflüsse der Gupta- und der Palakunst, während die zahlreichen Pagoden architektonisch u. a. auf die ceylonesischen Stupas zurückzuführen sind. Die höchste Blüte erfuhr die buddhistische Kunst in Birma in der Hauptstadt Pagan (11.-14. Jahrhundert).
 
Aus Thailand sind buddhistische Bronzen, Reliefziegel und auch einige wenige Steinskulpturen seit dem 4. Jahrhundert erhalten. Die ältesten sind allerdings Importe aus Indien, v. a. Südindien, die aber schon bald als Vorbilder für eigene Schöpfungen dienten, wobei sich ein für hier charakteristischer Stil ausprägte, besonders in der Kunst von Dvaravati (6.-10. Jahrhundert). Mit dem Eintritt der Thai in die Geschichte des Landes im 13. Jahrhundert begann sich eine schwer überschaubare Fülle an Stilen in der thailändischen Kunst zu entwickeln. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, handelt es sich bis heute um Kunst des Hinayana, die plastischen Werke in Bronze, Terrakotta und Stein sowie Malereien hervorbrachte und in der Architektur wiederum Stupas (Chedi) und Klöster (Vat).
 
 
Im Khmerreich entstanden die machtvollen Bauwerke Angkor Vat und Bayon in Angkor mit Grundrissen in der Art von Mandalas.
 
 
Die erste Blüte des über die zentralasiatischen Seidenstraßen nach China gelangten Mahayana bezeugen die Malereien, Bronzen und Skulpturen der zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert entstandenen Grottentempel von Dunhuang, Maiji Shan, Yungang und Longmen, die bis zur stilistischen Synthese unter der Sui- und Tangdynastie noch stark ihren Vorbildern, namentlich der Gandhara- und Guptakunst, verpflichtet sind. Von der Bronzekunst sind wegen der Buddhistenverfolgungen zwischen 841 und 846 keine Monumentalwerke erhalten, ihre Blüte bezeugen jedoch eine große Zahl von vorzugsweise für den Privatkult geschaffenen Kleinbronzen. Eine chinesische Sonderform buddhistischer Skulptur sind die besonders zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert entstandenen und in Tempelhallen und an Gräbern aufgestellten, Reliefdarstellungen tragenden Votivstelen. Während die buddhistische Architektur (Tempel, Pagode) in China wie im übrigen Ostasien stark von indischen Vorbildern abweicht, bleibt die Darstellung des Buddha und seiner Begleitfiguren in Statuengruppen, auf Rollbildern und Wandgemälden den indischen Vorbildern verpflichtet. V. a. der Kult des Erlöserbuddha Amitabha mit dem ihm zugeordneten Bodhisattva Avalokiteshvara und der Glaube an eine Wiedergeburt im »Reinen Land« erlangten große Bedeutung, woraus sich die Beliebtheit der Darstellung des »Amitabha-Paradieses« erklärt. Im Zeichen des gemäß der Tradition durch Bodhidharma (5. Jahrhundert) begründeten Chan-(japanisch Zen-)Buddhismus und der Betonung von Meditation und selbstständiger Erringung der Erleuchtung, unabhängig von Bücherstudium und Ritenvollzug, bildete sich im 13. Jahrhundert die expressive monochrome Chanmalerei heraus. Hierin wird der Buddha als ein um Erleuchtung ringender Mensch dargestellt (Liang Kai); gepflegt wurde auch die Darstellung des als geistiges Vorbild geltenden Arhat (Luohan) sowie das Patriarchen- und Priesterbildnis (Porträt). Mit der Zurückdrängung des Buddhismus verlor im 14. Jahrhundert auch die buddhistische Kunst Chinas ihre geistige Grundlage.
 
 
und Japan: Die frühe buddhistische Kunst Koreas, die Kunst der drei Königreiche Paekche, Koguryŏ und Alt-Silla (18 v. Chr.-668 n. Chr.), ist durch einige Baudenkmäler (Pagoden), v. a. aber durch hervorragende Bronzeplastiken bezeugt, besonders die Buddhafiguren aus Paekche zeigen bei allem chinesischen Einfluss einen charakteristischen Stil mit weich fließender Linienführung. Wichtigste buddhistische Tempelanlagen aus der Zeit des Vereinten Silla (668-935) sind Pulkuksa und der Grottentempel Sòkkuram (752) mit 37 Steinplastiken und Reliefs. Eine Buddhastatue und buddhistische Schriften, die der König von Paekche im Jahre 552 (oder 538) an den Tenno gesandt haben soll, markieren das Vordringen des Buddhismus nach Japan, von dem dann entscheidende Impulse auf die japanische Kunst ausgingen, die sich erst ab etwa 900 vom chinesischen Einfluss löste und in Architektur, Plastik und Malerei über Jahrhunderte eine eigenständige buddhistische Kunst entwickelte. Zu den ersten buddhistischen Tempelanlagen Japans gehören u. a. der Shitennōji in Ōsaka (592) mit der ersten Pagode Japans, der Hōryūji bei Nara (um 600) mit den ältesten erhaltenen Holzbauten der Erde und der Tōdaiji (738-61) in Nara mit dem Daibutsu (»großer Buddha«).
 
 
D. Seckel: Kunst des Buddhismus (21964, Nachdr. 1980);
 G. Gabbert: Buddhist. Plastik aus China u. Japan (1972);
 A. Lommel: Kunst des Buddhismus (Zürich 1974).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Buddha-Bild
 

Universal-Lexikon. 2012.

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